Babo entdeckt
Barbara Saladin
Einmal hatte sich Babo neben einen Weg gesetzt.
Da kam ein Mann mit schwerem Schritt auf sie zu und machte vor ihr
Halt.
Er schaute sie an und meinte:
Haben Sie auch gemerkt, wie würzig die Luft heute ist?
Babo schnüffelte.
Ja, Sie haben recht! Sie ist so frisch…
Jeder Atemzug ist eine Freude… ist einzigartig!
Babo betrachtete ihn.
Er sah nicht sehr gesund aus… doch seine Augen strahlten…
Jeder Moment ist ein Geschenk!
Babo guckte weiter…
Wie kommen Sie darauf?, fragte sie neugierig.
Ach, wissen Sie… das ist eine lange Geschichte…
Babo nickte.
Das dachte ich mir. Erzählen Sie…
Da holte er tief Luft.
Also… am Anfang war diese Krankheit… und dann der Bescheid: Sie
haben nur noch einige Monate!
Er seufzte.
Das war zuerst ein Schock! Aber dann begann ich, mich
einzurichten… Ich überdachte mein Leben… diese Hektik… dieses
Sich – keine – Zeit – Lassen…
Das Ergebnis war hart! Denn ich musste mir eingestehen, dass ich
immer gedacht hatte, das Leben sei ewig…
Er schluckte.
Meins wenigstens… Allmählich begriff ich: Du hast noch einige
Monate! Nutze sie.
Da begann ich, mal genau hinzugucken.
Ich betrachtete die Welt… die Welt um mich herum…
Ich hatte sie gar nicht mehr gesehen…
Meine Augen betrachteten die Blumen… sahen ein Blümchen am
Wegesrand… das Licht am Morgen und am Abend…
Menschengesichter…
Ich war ganz beschäftigt mit Sehen…
Dann hörte ich den Wind… eine Glocke… den Klang… eine
Melodie…
All das war weg gewesen…
Ich schnupperte die Luft… frisch… kalt… samtig…
Ich betastete die Rinde eines Baumes… wiegte einen Apfel in
meinen Händen…
Nahm ein Messer beherzt in die Hand…
Er lächelte.
Meine Sinne halfen mir… wahrzunehmen… dieses Wunderbare…
Jeder Atemzug brachte mir Neues… überraschte mich…
Er strahlte Babo an.
Kennen Sie das?
Babo nickte.
Ich bin dran, es zu entdecken…
Entdecken Sie weiter! Das ist gut. Hören Sie nicht auf damit…
Er lachte laut.
Das ist es!
Barbara Saladin