Babo brütet aus
Barbara Saladin

Einmal dachte Babo darüber nach, wie lange es gegangen war, bis

sie endlich die Türe hinter sich zumachte und aufbrach.

Wie lange die Sehnsucht in ihr wohnte… wie lange sie brauchte, bis

sie es merkte… und wie lange es dann noch ging, bis sie ja sagte.

Eine Chinesin hatte ihr einen Glückskeks geschenkt.

Essen und lesen, sagte sie zu ihr.

Und so biss Babo in den Keks und biss geradewegs auf einen Zettel.

Sie zog ihn heraus und las:

Nicht durch das Aufschlagen, sondern durch das Ausbrüten wird aus

dem Ei ein Küken.

Sie lachte.

Wie wahr!

So lange hatte sie gebrütet, bis sie es endlich verstanden hatte.

Zuerst schwebt da was irgendwo in der Luft… ein Gedanke… eine

Idee…

Sie lässt sich bei dir nieder... du betrachtest sie, sagst:

Gut, dann setz dich mal.

Und hier trifft sie auf die Sehnsucht, denn die ist ja schon lange bei

dir…

Die beiden finden sich sofort sympathisch… sie tauschen sich aus…

merken, dass sie dasselbe meinen…

Und so wird es deine Idee:

Aufbrechen… in die Welt…

War das das Ausbrüten?

Muss da so vieles zusammenkommen… so vieles sich sammeln, bis

es das wird? Bis die Idee auf einmal da ist… das Küken…

Und in dem Moment sagst du:

Das hätte ich nie von mir gedacht! Ich dachte immer, mir ist es so

wohl daheim. Ich werde mein Leben auf dem Sofa verbringen!

Und nun Aufbruch?

Ich kann es nicht fassen.

Und das bin ich?

Ja, glaubs doch endlich! Das will jetzt hinaus in die Welt… und du

auch…

Tatsächlich!

Sie musste sich schütteln…

Nicht nur Sofa! Hinaus in die Welt!

Und das ich?

Babo musste schmunzeln.

Du erwartest viel zu wenig von dir… und dabei…

Ja, ja, ja! Ich habs begriffen!

Du siehst ja, dass ichs durchgezogen habe. Würde ich mich sonst

auf dem Weg befinden?

Wow! Mein Weg!

Barbara Saladin